Dienstag, 18. November 2014

Alpenglühen und Dattelpalmen: Ein Projekt von Papier zu Papier

Foto: herzblut02


Der Katalog ist ja eine starke, eigene Interpretation der Betrachtungsweise der Hallerschen Papierkrippe. Die gewählten Blickwinkel und die Details erzählen eine eigene Geschichte. Wer ist der Autor der Bildregie? Von Anfang an war die Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum Freising als Auftraggeber, Martina Baldauf von der Agentur Herzblut und Sylvia Lerch Material & Produktion eng. Alle Parteien setzten sich mehrmals an einen Tisch. Es wurde intensiv diskutiert, Musterbücher gewälzt, Ideen aufgegriffen und wieder verworfen. Bei einem so komplexen Projekt ist es besonders wichtig, dass alle Beteiligten sich intensiv austauschen. Herr Kürzeder, der Leiter des Diözesanmuseum, brachte sogar die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Originalfiguren mit. Wir waren überrascht und begeistert von der filigranen Bemalung und der intensiven Strahlkraft der Farben. 
Wie geht man dabei vor? Gibt es ein Journal der Doppelseiten vorab oder wie kann man sich das vorstellen? Ist bei einer solchen Gestaltung Spontaneität gewünscht? Unser Ehrgeiz bekam Flügel, als wir die Figuren wie einen empfindlichen Schatz in unseren Händen halten durften. Wir wollten unbedingt, dass sich Original und Abbildung möglichst stark ähneln. Die Figuren der Krippe sind sehr ausdrucksstark. Es finden sich im Buch sowohl Abbildungen einzelner Charaktere, als auch Aufnahmen ganzer Szenerien. Aus diesem Grund wurden zwei Fotografen engagiert. Walter Bayer machte die Fotos zu den Details und für die Bilder der aufgestellten Krippen kam bewusst der Theaterfotograf Thomas Dashuber zum Einsatz. Die Szenenfotos haben eine ganz besondere Bedeutung, weil sie die Räumlichkeit der Krippe wiedergeben.
Die aufgebaute Krippe erzeugt je nach Fokus für jeden Betrachter ein individuelles Bild. Beim Katalog ist das nur auf Ihren Blickwinkel beschränkt. 
Wie geht man mit dieser Situation um, kann man das als Nachteil des Medium Buch gegenüber einem Video oder einem interaktiven Medium bezeichnen?
Es gibt selten Projekte, bei denen der Auftraggeber so wenig Vorgaben macht und sich selbst auf den Prozess des Entstehens einlässt. Fest standen nur die Texte. Die Bilder wurden inhaltlich passend, aber ansonsten völlig frei zugeordnet. Wir sehen das Buch als ideales Mittel, um der Hallerschen Papierkrippe gerecht zu werden. Kein interaktives Medium kann ersetzen, was die Fingerspitzen fühlen. Der Betrachter kann sich in Details vertiefen und immer wieder Neues entdecken.

Ich finde es ist eine sehr interessante Idee, zusätzlich durch farbige Papiere mit kreisrunden Ausschnitten wie durch ein Kaleidoskop auf das Geschehen zu blicken. Ist das eine gestalterische Entscheidung? Würden Sie diese Entscheidung dekorativ oder auch inhaltlich für uns begründen? Die verschiedenfarbigen Papiere mit der großen Lochstanzung setzen Akzente. Sie
machen neugierig und haben etwas von einem Blick durchs Schlüsselloch. Details der dahinter liegenden Motive werden besonders hervorgehoben. Produktionstechnisch waren sie allerdings auch eine Herausforderung für die Druckerei Kösel, die die Herstellung hervorragend gemeistert hat.
Wir haben uns mit großer Sorgfalt an die Wahl der Materialien gemacht. Der Umschlag sollte eine Brücke zu Tirol schlagen, wo die Krippe entstanden ist. Der ausgewählte Karton mit dem schönen Namen Neugabigrau, erinnert an Filz und Fels. Er wirkt rauh, ländlich, bodenständig. Ein bewusst gewählter Kontrast ist der glatte Aufkleber. Der Unterschied der Oberflächen und der Siebdruck in knackigem Grün brechen den nostalgischen Eindruck und holen den Betrachter ins Hier und Jetzt. Über die Dramaturgie des Buches haben wir gesprochen. Wie passen Format, Seitenanzahl, Material und Verarbeitung zu diesem Konzept? 
Die Innenseiten mussten fast zwangsläufig aus Naturpapier sein. Ein gestrichenes, glattes Material würde der Ausstrahlung der Figuren einfach nicht gerecht. Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für LESSEBO rough white von Geese entschieden. Nach mehreren Andrucken und Datenkorrekturen stand fest, dass die Farbigkeit der Bilder auf diesem Material den Originalen am nächsten kommt. Wir mochten die Haptik und die große Palette an Grammaturen. So gab es noch eine Reihe weiterer Produkte wie Adventskalender, Geschenkpapier, Bastelkrippen und eine Pop-up-Karte aus dem gleichen Papier.
Das Format (geschlossen 24x28 cm) kam zustande, weil wir den enthaltenen
Panoramabildern Platz zum Wirken schaffen wollten. Der Inhalt insgesamt konnte luftig gestaltet werden und hebt sich nicht zuletzt auch dadurch vom Gros anderer Krippenbücher ab.

Grafische Gestaltung: 
Einfühlend und mit erfrischender Kreativität umgesetzt von Martina Baldauf,
herzblut02 GmbH, www.herzblut02.de
Materialrecherche, Beratung und Produktion: SYLVIA LERCH Material & Produktion
www.sylvialerch.de
Druck: Kösel GmbH & Co. KG
www.koeselbuch.de

Das Buch ist erhältlich bei: Diözesanmuseum Freising, Domberg 21, 85354 Freising, Tel: +49 8161 / 4879 - 12, www.dimu-freising.de, info@dimu-freising.de


Foto: herzblut02



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